Neubildung Rippenfell - Malignes Mesotheliom

Maligne Mesotheliome sind eine seltene Krebsform, die im Mesothel beginnt, der Membran, welche die meisten inneren Körperorgane bedeckt und schützt. Im Brustkorb besteht das Mesothel aus zwei Schichten, von denen die eine die Lunge selbst umgibt und die andere die innere Auskleidung der Brustwand bildet. Zwischen diesen beiden Schichten wird normalerweise eine kleine Menge Flüssigkeit produziert, welche der besseren Beweglichkeit der Organe dient. Wenn die normalen Zellen des Mesothels sich ungehemmt teilen können, entstehen Mesotheliome.

Die häufigste Form der Mesotheliome sind pleurale Mesotheliome, diese entstehen in der Lungenauskleidung. Andere Formen sind peritoneale Mesotheliome, welche die Bauchhöhlenauskleidung betreffen, und perikardiale Mesotheliome, welche die Herzauskleidung betreffen.

Was verursacht Mesotheliome?
Mesotheliome werden in 4/5 der Fälle durch eine Exposition gegenüber Asbestfasern verursacht. Viele Menschen waren durch ihren Beruf diesen Fasern ausgesetzt; und wieder andere waren sekundär durch den Kontakt mit exponierten Arbeitern gefährdet. Aufgrund der Latenzzeit des Krebses tritt dieser möglicherweise erst 20 bis 50 Jahre nach Asbest-Exposition auf.

Wie häufig sind Mesotheliome?
Mesotheliome sind seltene Tumore. Gemäss epidemiologischen Studien aus Grossbritannien, wird das Inzidenzmaximum zwischen 2010 und 2020 in Westeuropa auftreten. Asbest ist als Werkstoff mittlerweile verboten, die Effekte des Verbotes werden jedoch erst ab 2030 zu verzeichnen sein.

Mesotheliombehandlung

Welche Behandlungsoption für die einzelnen Betroffenen die beste sein wird, hängt von sehr vielen Faktoren ab. Alter, allgemeiner Gesundheitszustand, Krebsstadium, Zellart (welche die Krebsaggressivität bestimmt) und auch der persönliche Wunsch des Betroffenen sind massgebend. Die Behandlung sollte an spezialisierten Zentren durchgeführt werden.
Um den Betroffenen bei der Beurteilung der Behandlungsoptionen zu helfen, steht am Inselspital Bern ein multidisziplinäres Team von Ärzten zur Verfügung, um die vorgeschlagene Behandlungsstrategie zu erklären. Dieses Team besteht aus Thoraxchirurgen, medizinischen Onkologen, Radio-Onkologen und Pneumologen. In der Behandlung werden auch Spezialisten für Schmerztherapie involviert sein.
Die aktuelle Behandlung für Mesotheliome umfasst verschiedene Optionen. 

Chirurgische Therapie
Ist die Erkrankung nicht weit fortgeschritten und besteht eine gute körperliche Verfassung kann eine radikale Operation angeboten werden. Es gibt zwei operative Methoden zur Behandlung des Mesothelioms.
Die Pleurektomie/Dekortikation und die extrapleurale Pneumonektomie, auch Pleuropneumonektomie genannt. Dies sind äusserst spezielle Operationen, die nicht in allen Spitälern angeboten werden. Das ultimative Ziel dieser Eingriffe ist die Entfernung aller Tumorgewebe, mit dem Wissen, dass residuale, mikroskopische Tumorgewebsteilchen wahrscheinlich im Körper verbleiben. Eine zusätzliche Therapie (Chemotherapie und/oder Bestrahlung) hat normalerweise das Ziel, diese residualen Tumorgewebsteilchen zu beseitigen. Der Zeitpunkt der Zusatzbehandlung wird individuell bestimmt.

  • Pleurektomie/Dekortikation
    Die Pleurektomie/Dekortikation ist die weniger radikale Methode, da sie nur die Entfernung der Pleura (Lungenauskleidung) beinhaltet und nicht die Resektion der darunterliegenden Lunge. In einigen Fällen könnten das Perikard (Herzbeutel) und das Zwerchfell mitentfernt werden; dies hängt von der Grösse des Tumors ab. Der Vorteil dieses Verfahrens ist eine im Allgemeinen schnellere Erholungszeit. Nachteile beinhalten ein erhöhtes Rezidiv-Risiko aufgrund der Unmöglichkeit, alles Krebsgewebe zu entfernen, sowie die Unfähigkeit, aufgrund einer potenziellen Schädigung der darunterliegenden Lunge hohe Dosen der wahrscheinlich notwendigen Zusatzbestrahlung zu verwenden.
  • Extrapleurale Pneumonektomie
    Die extrapleurale Pneumonektomie ist ein radikaleres Verfahren, das die Entfernung von Lunge, Pleura, Perikard und Zwerchfell auf der befallenen Seite beinhaltet. Perikard und Zwerchfell werden am Schluss der Operation mit einem Kunstoffnetz oder ähnlichen Ersatzmaterialien wiederhergestellt. Betroffene kommen für diese Operation nur in Frage, wenn sie bestimmte Staging-Kriterien erfüllen (Frühstadien) und eine angemessene Lungen- und Herzfunktion aufweisen, um für dieses Verfahren gerüstet zu sein.

Ist die Erkrankung bereits fortgeschritten und/oder der Allgemeinzustand des Betroffenen schlecht kommen radikale operative Verfahren als Behandlung nicht in Frage. Eine Talkpleurodese (Verklebung der Brustfellblätter mittels Talkpuder) kann bei vorhandenem Erguss (Flüssigkeit im Pleuraraum) eine deutliche Verbesserung der Beschwerden herbeiführen.
Um die Ausdehnung und Sicherung der Diagnose Pleuramesotheliom zu ermöglichen, ist häufig eine Thorakoskopie (Brustspiegelung) notwendig, bei dieser Gelegenheit kann eine Talkpleurodese ebenfalls durchgeführt werden. Eine Mittelfellspiegelung (Mediastinoskopie) ist notwendig, um einen allfälligen Befall von Lymphknoten festzustellen.

Chemotherapie
Die Chemotherapie beinhaltet die Anwendung von Medikamenten, die durch Verhinderung der Zellteilung von Krebszellen wirken. In den meisten Fällen werden Medikamentenkombinationen angewendet, um die Wirksamkeit zu erhöhen. Die Chemotherapie kann aggressiv genutzt werden, um den Tumor schrumpfen zu lassen, oder palliativ, um Symptome wie Kurzatmigkeit oder Schmerzen zu lindern.

Folgende Medikamente werden bei Pleuramesotheliom am häufigsten angewandt:

  • Cisplatin
  • Carboplatin
  • Pemetrexed
  • Gemcitabin

Die passende Therapie wird durch unsere Kollegen der Medizinischen Onkologie anhand der neuesten wissenschaftlichen Erkenntnissen individuell erarbeitet.

 

Strahlentherapie
Die Strahlentherapie beinhaltet die Anwendung von Röntgenstrahlen mit hoher Energie zur Abtötung von Krebszellen. Sie kann aggressiv, in Verbindung mit einer Operation, genutzt werden, um mikroskopisch noch vorhandenes Tumorgewebe zu entfernen, oder palliativ zur Behandlung von Schmerzen, die durch Drücken des Tumors auf Nervenenden oder andere Organe verursacht werden. Die Strahlentherapie eignet sich deswegen vor allem als zusätzliche Option eine lokale Kontrolle des Tumors zu erreichen. Sie ist in der Regel nicht geeignet, den Tumor bei Metastasierung (Streuung) in fernen Organen zu behandeln, da nicht der ganze Körper bestrahlt werden kann.

Studien
Das Pleuramesotheliom ist eine seltene Erkrankung, die schwer zu behandeln ist. Die Häufigkeit dieser Erkrankung wird zunehmen. Es ist deshalb wichtig, dass neue bessere Therapiekonzepte entwickelt und erforscht werden. Wir ermutigen deshalb Betroffene an laufenden nationalen und internationalen Studien teilzunehmen. Nur so kann eine Verbesserung der Behandlungsresultate erzielt werden.

Palliative Behandlung
Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) definiert palliative Versorgung als “eine Methode zur Verbesserung der Lebensqualität der Patienten und ihrer Familien, die Probleme im Zusammenhang mit einer lebensbedrohlichen Krankheit zu bewältigen haben”.
Für manche Betroffene ist eine aggressive Behandlung keine Option. In diesen Situationen wird die palliative Versorgung wichtig. Sie zielt darauf, die Lebensqualität durch Schmerzkontrolle und Linderung anderer, körperlicher und psychischer Symptome, zu verbessern.

Häufige Symptome im Zusammenhang mit Mesotheliomen sind:

  • Schmerzen
  • Kurzatmigkeit
  • Müdigkeit
  • Mundtrockenheit
  • Appetitverlust
  • Gastrointestinale Probleme (Verdauungsprobleme)
  • Angst und Depressionen

Es ist wichtig, zu betonen, dass alle diese Symptome effektiv behandelt werden können. Zu diesem Zweck ist es empfehlenswert, dass ein erfahrenes Team interdisziplinär für die Betroffenen individuelle palliative Behandlungsmöglichkeiten erarbeitet. Diese können auch operative Verfahren nebst Verabreichung von Medikamenten beinhalten. In manchen Fällen kann eine gezielte Bestrahlungsbehandlung Schmerzen relevant verbessern. Nicht zuletzt sollten auch psychosoziale Massnahmen die Verbesserung der Gesamtsituation sichern.