Internationale Studie bestätigt: Eine frühzeitige Behandlung mit Blutverdünnern nach einem Schlaganfall ist sicher und wirksam

Patient:innen mit Vorhofflimmern, die einen Schlaganfall erlitten haben, können deutlich von einer früheren Behandlung profitieren, als es die bestehenden Leitlinien empfehlen. Dies zeigt eine neue Studie unter der Leitung des Stroke Centers am Inselspital Bern in Zusammenarbeit mit dem University College London, der University of Austin und der Uppsala University.

Die Ergebnisse der CATALYST-Studie, die in der Fachzeitschrift The Lancet veröffentlicht wurden, basieren auf der Analyse kombinierter Daten aus vier randomisierten klinischen Studien, die in der Schweiz, im Vereinigten Königreich, in Schweden und in den USA durchgeführt wurden. Insgesamt umfasste die Studie 5’441 Patient:innen, die zwischen 2017 und 2024 einen Schlaganfall infolge eines Blutgerinnsels in Verbindung mit Vorhofflimmern (unregelmässiger Herzschlag) erlitten hatten.

Bei den Patient:innen wurde entweder «früh» (innerhalb der ersten vier Tage nach dem Schlaganfall) oder «spät» (fünf oder mehr Tage nach dem Schlaganfall) mit der Behandlung begonnen. Das Forschungsteam fand heraus, dass der Beginn der Behandlung mit direkten oralen Antikoagulanzien (DOACs – blutverdünnende Medikamente) innerhalb von vier Tagen nach dem Schlaganfall sicher war, ohne dass vermehrt Blutungen im Gehirn auftraten. Zudem verringerte ein frühzeitiger Behandlungsbeginn das Risiko eines weiteren Schlaganfalls um 30 % im Vergleich zu Patient:innen, die später mit der Behandlung begonnen hatten.

Diese Ergebnisse stützen sich auf die Resultate der ELAN-Studie unter der Leitung von Prof. Dr. med. Urs Fischer, Klinikdirektor und Chefarzt der Universitätsklinik für Neurologie am Inselspital. Die ELAN-Studie wurde 2023 im The New England Journal of Medicine veröffentlicht und zeigte erstmals, dass eine frühere Antikoagulation (Blutverdünnung) das Risiko wiederkehrender Ereignisse verringert, ohne das Risiko für Blutungskomplikationen zu erhöhen. Die CATALYST-Studie bestätigt und erweitert diese Ergebnisse und liefert mit hoher Sicherheit Beweise dafür, dass der Beginn einer DOAC-Behandlung innerhalb von vier Tagen nach einem ischämischen Schlaganfall einen besseren Schutz bietet. Das Forschungsteam hofft nun, dass ihre Ergebnisse klinische Leitlinien beeinflussen und damit die Genesung der Schlaganfallpatient:innen weltweit verbessern. 

„Durch die Zusammenführung der Daten aus den vier Studien konnte endlich ein grosses medizinisches Dilemma gelöst werden. Die Erkenntnisse sind für unsere Patientinnen und Patienten enorm wichtig und zeigen den behandelnden Ärztinnen und Ärzten, wann eine Behandlung mit Blutverdünnern nach einem Hirnschlag gestartet werden kann”, sagt Prof. Fischer.

Als eines der führenden akademischen Schlaganfallzentren in Europa spielt das Stroke Center am Inselspital, Universitätsspital Bern, weiterhin eine führende Rolle bei der Entwicklung und Durchführung qualitativ hochwertiger Forschung zur Verbesserung der Schlaganfallprävention und -versorgung.

Die CATALYST-Kollaboration wird von der British Heart Foundation und dem Schweizerischen Nationalfonds (SNF) finanziert.

 

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Vaskuläres Blutgerinnsel